Die letzte Juli-Woche (2017) war die Woche der Châteaux-Verkäufe: Gleiche mehrere Châteaux in Saint-Émilion wechselten den Besitzer. Den Anfang machte Ch. Berliquet, das von der Gruppe Chanel gekauft wurde. Chanel ist bereits seit langem im Bordelais aktiv. Dem Unternehmen gehören u.a. Ch. Canon (St.-Émilion) und Ch. Rauzan-Ségla (Margaux).
Château Berliquet
Ch. Berliquet liegt süd-westlich der Stadt St.-Émilion am Fuß der Hänge, die allmählich in die Ebene übergehen. Seine unmittelbaren Nachbarn gehören zur Spitze des »St.-Émilion-Adels«: Ch. Angélus, Ch. Canon, Ch. Beau-Séjour Bécot, Ch. Beauséjour (Héretiers Duffau-Lagarosse), Ch. Bélair-Monange. Die Anbaufläche umfaßt ca. 9 ha, die mit Merlot (ca. 70 %), Cabernet-Franc (ca. 25 %) und Cabernet-Sauvignon (ca. 5 %) bepflanzt ist. Jährlich werden im Durchschnitt 30.000 bis 35.000 Flaschen vom »Grand Vin« produziert. Die Produktion des Zweitweins – Les Ailes de Berliquet – beläuft sich auf 5.000 bis 8.000 Flaschen pro Jahr. Über die Höhe des Kaufpreises ist nichts bekannt.
Die Bewertungen von Ch. Berliquet im Bordeaux-Kompass weisen das Weingut auf einem sehr guten Qualitätsniveau aus, das allerdings nicht an das Niveau seiner berühmten Nachbarn heranreicht. Ich kann mich an einen sehr schönen 2009er aus einer halben Flasche erinnern, dem ich vor ca. zwei Jahren immerhin 90/100 Punkten gab. Es war jedenfalls kein »Mainstream-Wein«, sondern ein Wein mit ausgeprägter Eigenständigkeit.
Clos La Madeleine
Kurze Zeit später wurde bekannt, dass Ch. Bélair-Monange (Ets. Jean-Pierre Moueix mit umfangreichem Besitz in Pomerol) das in unmittelbarer Nachbarschaft liegende Weingut Clos La Madeleine gekauft hat. Clos La Madeleine verfügt gerade mal über 2,2 ha, die sich allerdings in ausgezeichneter Lage befinden. Die durchschnittliche Jahresproduktion beträgt zwischen 8.000 bis 10.000 Flaschen. (Eine Anmerkung am Rande: Bereits 2012 wurde das bereits im Besitz der Familie Moueix befindliche Ch. Magdelaine vollständig in Ch. Bélair-Monange integriert und dadurch die Anbaufläche erheblich erweitert.) In Bezug auf Clos La Madeleine wurde jedoch von einem Mitglied der Familie Moueix versichert, dass das Weingut als eigenständige Einheit fortgeführt werden soll.
Bestandteil des »Deals« war das mit 10,5 ha erheblich größere Ch. Magnan La Gaffelière, das gleichzeitig den Besitzer wechselte.
Château Troplong Mondot
Der Höhe- und vorläufige Schlußpunkt der »Verkaufsraylle« war dann die Meldung, dass der französische Rückversicherer »SCOR« das in der St.-Émilion-Klassifikation von 2012 als Premier Grand Cru Classé B eingestufte Ch. Troplong Mondot übernommen hat.
Anmerkung: Im Halbjahres-Geschäftsbericht von SCOR vom 30.6.2017 ist nachzulesen, dass eine 100-prozentige Tochter des Unternehmens – SCOR-Auber – im April 2017 eine Option auf den Kauf von 80 Prozent der Anteile an Château Mondot S.A.S. (die Gesellschaft ist für den Betrieb von Ch. Troplong Mondot zuständig) erworben hat. Das Fälligkeitsdatum hatte sich aus verschiedenen Gründen auf den 6.7.2017 verschoben. Als Kaufpreis werden 178 Mio EUR genannt. SCOR besaß bereits seit 2014 Anteile an der Betreibergesellschaft in Höhe von 20 Prozent. (vgl. Rapport financier semestriel 2017, S. 7 u. S. 31)
Ch. Troplong Mondot verfügt über eine ca. 33 ha große zusammenhängende Anbaufläche in einzigartiger Lage, die auch den mit 106 Meter höchsten Punkt des Lehm-Kalksteinplateaus süd-östlich der Stadt St.-Émilion umfasst. Das Château-Gebäude selbst ist kaum zu verfehlen. Es liegt in unmittelbarer Nähe eines weithin sichtbaren Wasserturms.
Auf dem Weingut werden jährlich ca. 100.000 Flaschen abgefüllt, wovon etwa 80.000 auf den »Grand Vin« entfallen. Die Rebsortenzusammensetzung wird von Merlot dominiert (i.d.R. über 85 %), der Rest verteilt sich auf Cabernet Franc und Cabernet-Sauvignon.
Ch. Troplong Mondot hat seit dem Jahrgang 2000 durchweg ausgezeichnete bis exzeptionelle Weine produziert, mit einem für mich wunderschönen 2000er und einem grandiosen 2005er.
Auf dem Château befindet sich auch das mit einem Michelin-Stern ausgezeichnete Restaurant »Les Belles Perdrix de Troplong Mondot«, das über eine sehr schöne Terrasse mit spektakulärem Blick über die umliegenden mit Reben bewachsenen Hänge.
Nachtrag
Ebenfalls im Juli 2017, jedoch erst im September 2017 bekanntgegeben, wurde das bio-dynamisch bewirtschaftete Château Fonroque an die Unternehmerfamilie Guillard aus Nantes verkauft.
Ende 2017 wurde Ch. Bellefont-Belcier an Peter Kwok, einem in Vietnam geborenen und in Hongkong ansässigen Unternehmer, verkauft. Peter Kwok war mit dem Kauf von Ch. Haut Brisson (St.-Émilion) im Jahre 1997 einer der ersten asiatischen Investoren, der ein Château im Bordelais erwarb.
Es folgten weitere Châteaux: Ch. Tourans, Ch. Tour Saint Christophe (beide in St.-Émilion), Enclos Tourmaline und Ch. La Patache (beide Pomerol) sowie Enclos de Viaud (Lalande de Pomerol).
Quellen
- Saint-Émilion: Château Berliquet racheté par le groupe Chanel (Terre de Vins – 25.7.2017)
- Château Bélair-Monange (famille Moueix) rachète Clos La Madeleine (Terre de Vins – 26.7.2017)
- Saint-Émilion: Château Troplong Mondot change de mains (Terre de Vins – 27.7.2017)
- Bordeaux: Troplong Mondot sold as Bélair-Monange buys two estates (Decanter – 27.7.2017)
- Saint-Emilion: le Château Troplong-Mondot vendu à des assureurs (SudOuest – 28.7.2017)
- Bordeaux: Le château Troplong-Mondot vendu à des assureurs (La Revue du Vin de France – 28.7.2017)
- Château Fonroque sold to insurance group owner (Decanter – 27.9.2017)
- Jane Anson: Saint-Émilion’s year of deals (Decanter – 14.12.2017)